Donnerstag, 1. Dezember 2011

Rede zur Akademischen Feier an der Konservatorium Wien Privatuniversität am 30.11.2011


Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Universitätsleitung, sehr geehrter Herr Stadtrat, sehr geehrte Festgäste und vor allem sehr geehrte Absolventinnen und Absolventen. Euch gilt heute diese Feier und daher möchte ich zuerst sagen: Gratulation, congratulations, complimenti, félicitations, Omedetogozaimasu, chugha haeyo, euch allen zur bestandenen Bachelor und Masterprüfung.
Ihr befindet euch hier am Schluss einer langen Ausbildung, eines langen Weges, eines großen Lebensabschnittes wie es so schön heißt. Dies ist der Schluss eurer schulischen und universitären Ausbildung.
Ihr habt heute einen Titel verliehen bekommen, welcher bescheinigt, dass ihr am Instrument, in eurer Kunstsparte, ein gewisses Maß an Professionalität und an künstlerischer Persönlichkeit erreicht habt. Dieses Dokument ist somit nach der Reifeprüfung das wichtigste offizielle Bildungsdokument. Ihr seid künstlerisch und technisch reif genug die Welt mit eurer Kunst zu erfreuen.
Dies soll aber keinesfalls das Ende eurer Entwicklung bedeuten sondern rein als das verstanden werden was es ist. Der Abschluss soll euch dazu befähigen euch selbstständig weiterzuentwickeln, weiter zu lernen und es euch ermöglichen euren eigenen Weg zu gehen, ohne dass ihr weiter Hilfe benötigt.
Der Weg hierhin war sicherlich nicht immer leicht, er war mit Sicherheit manchmal auch steinig und mit Entbehrungen verbunden, aber, und da bin ich mir bei jedem von euch sicher, habt ihr viel gelernt, viel erfahren und viel erlebt. Es wurde gelernt, geübt und gelebt. Es wurden Freundschaften geschlossen, Probleme gemeinsam erarbeitet und gemeinsam habt ihr euch alle zu reifen künstlerischen Persönlichkeiten entwickelt, welche es alleine und auch gemeinsam verstehen, jemanden durch die Kunst etwas weiterzugeben von dem Glück, welches jeder von euch hat seinen Traum auszuleben und der Kunst nachzugehen.
Diesen Traum zu leben, ist, kann ich selbst sagen, nicht immer leicht. Es wäre oft einfacher etwas anderes zu tun, einfach jobben zu gehen, aber trotzdem seid ihr alle heute hier. Das habt ihr eurer eigenen Anstrengung, eurem eigenen Fleiß zu verdanken aber auch euren Freunden und Verwandten und euren Familien, welche euch unterstützt haben und diesen wichtigen Tag auch heute mit euch gemeinsam feiern. Auch eure Professorinnen und Professoren möchte ich nicht unerwähnt lassen, da sie in den letzten Jahren ständige Wegbegleiter waren und diesen Weg bis zur Prüfung mit euch gegangen sind.
Während des Studiums war Zeit um sich technische Fähigkeiten anzueignen und sich als künstlerische Persönlichkeit zu definieren. Es war die Zeit um sich als Mensch selbst besser kennen zu lernen und seine Persönlichkeit zu entwickeln und es war Zeit seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Ich möchte hier mit einem Zitat von Hermann Hesse fortfahren: “Wenn wir heute, in einer Welt der Zwecke und in einer Welt der Machbarkeiten nichts mehr hätten von der Fantasie, von der Freude am Schönen von der Freiheit der Farben und vom Schmücken der Säle, dann wären wir mitten in dem, was uns umgibt, die ärmsten Menschen.
Dieses Zitat stimmt im ersten Moment nachdenklich. Wir leben heute in einer Welt der Zwecke und in einer Welt der Machbarkeiten. Wir leben heute in einer Welt geprägt durch Kapitalismus, einer Welt geprägt von Egoismus, von Konkurrenz und von dem gegenseitigen Ausnutzen seiner Mitmenschen. Wir leben in einer Welt in welcher es Erfolg bezeichnet Milliarden zu besitzen aber dass eine Milliarde Menschen, welche hungern muss, genug zu essen bekäme, sind der Weltgemeinschaft und unseren Superreichen diese Milliarden nicht wert. Wir leben in einer Welt der Ausnutzung unserer Umwelt und der Ressourcen des einen einzigen Planeten welchen wir gemeinsam bevölkern.
Wenn wir hier nicht unsere Kunst hätten, die Freude am Schönen und die Freiheit der Farben wie es Hesse sagt, wären wir wirklich die ärmsten Menschen.
Dies will nicht heißen dass wir nur durch unsere Kunst zu besseren Menschen werden oder dass wir durch unsere Kunst den Welthunger beseitigen und Ungerechtigkeiten verhindern können. Wir Künstler haben aber in unserer Kunst ein Ausdrucksmittel zur Verfügung welches jeden Menschen berühren kann, welches jeden bewegen kann sich zu verändern, welches emotional und rational zugleich packt, welches einerseits sehr intim ist andererseits so exponiert in der Öffentlichkeit zu stehen vermag.
Unsere Kunst macht nicht halt vor Sprache oder vor Hautfarbe. Sie macht nicht halt vor Religion und sie macht nicht halt vor Menschen mit Behinderungen. Sie wird verstanden von Blinden und Tauben genauso wie von seelisch Kranken. Von diesen meist auf ihre schönste Weise, nämlich so wie sie ist - einfach Kunst.
Ich will euch hier eine wichtige Sache damit sagen. Vergesst nicht dass wir nur gemeinsam etwas erreichen und erleben können, das wir nur gemeinsam leben können und wir nur gemeinsam die Zukunft für unsere Nachkommen schaffen werden.
Dies will ich als Aufruf verstanden wissen, sich immer zu engagieren für jeden der es benötigt. Immer einzutreten gegen Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung und gegen die Ausbeutung unseres Planeten.
Ohne jetzt Politiker werden zu müssen, werdet ihr, wenn ihr eure Persönlichkeit und eure Emotionalität, eure Ideen und eure Liebe zur Kunst, in eure Kunst legt, immer Menschen erreichen und etwas bewegen. Ihr werdet sie zum Nachdenken bringen und ihr werdet ihnen Gedankenwelten und Gefühlswelten eröffnen.
Schreckt niemals zurück euch zu öffnen, alles was ihr zu Geben im Stande seid zu geben um dieses Ziel zu erreichen. Scheut keinesfalls vor negativer Kritik und verschließt euch nicht. Behaltet eure Naivität und den Glauben an die Menschen.
Der Reichtum einer Gesellschaft definiert sich nicht über Geld, er definiert sich über ihre Kunst und über ihre Künstler.
Ich möchte mit einem Zitat enden von Ernst von Feuchtersleben, einem österreichischen Philosophen und Arzt der ersten Hälfte das 19. Jahrhunderts: “Die Philosophie lehrt uns, unser Los zu begreifen, die Religion lehrt uns es mit Ergebung zu tragen, die Kunst lehre es zu verschönern.
Bleibt mir zum Schluss nur mehr euch alles Gute zu wünschen und mich zu bedanken dass ich einen Teil eures Weges mit euch habe gehen dürfen.
Danke

Uraufführung

http://www.youtube.com/user/sebastianaigner86

Uni-Kooperationen: Pilotversuch vor dem Start abgestürzt

Uni-Kooperationen: Pilotversuch vor dem Start abgestürzt

Leser-Kommentar | 20. September 2011 13:11

Grundsätzlich "sei man ja für die enge Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Unis". Dass es rechtlich nun doch nicht möglich ist, erfahren die betroffenen Studenten aus der Zeitung

Bei vielen Studenten löste der Artikel "Grüner Frust über Wiener Uni Hürden" (DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2011) und der Kommentar "Österreichs wichtigstes Wort" (derStandard.at 19.9.2011) Erstaunen aus, da die betroffenen Studenten, von offizieller Seite noch nicht erfahren haben, dass Mitbelegung doch nicht möglich ist.
    Freiheit von Lehre und Forschung?
    Die Konservatorium Wien Privatuniversität und die Universität für angewandte Kunst haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet und uns Studenten Mitbelegung von Studien ermöglichen wollen. Bundesminister Töchterle jedoch ließ verlauten, dass dies in Österreich nicht rechtens ist, das Pilotprojekt ist gescheitert.
    Das Konservatorium Wien Privatuniversität ist, wie der Name schon sagt, eine von der Stadt Wien finanzierte Universität - aus öffentlicher Hand finanziert, aber vor dem Gesetz doch privat. Einzig das Land Niederösterreich hat es geschafft, per Gesetz (DUK) eine Privatuniversität auf eine Ebene mit den staatlichen Universitäten zu stellen. Politikum oder Gleichbehandlung?
    Wer fragt die Studenten?
    Apropos Gleichbehandlung - laut Universitäts-Akkreditierungsgesetz, jenem Gesetz, welches (noch) regelt, wie Bildungsinstitutionen in Österreich überhaupt zu Privatuniversitäten werden, sind die Studierenden an Privatuniversitäten im Rahmen diverser Gesetze den Studierenden an staatlichen Universitäten gleichgestellt. Werden wir, die wir die Leidtragenden von solchen Experimenten sind je dazu befragt, was wir von Kürzung der Familienbeihilfe halten, welche Meinung wir in Bezug auf bildungspolitische Themen haben oder was wir sagen, wenn wir ständig nur vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Mitbelegung - laut Universitäten ja, laut Ministerium nein, laut Universitätsbeauftragten der Stadt Wien ein "sinnvolles Projekt" - und laut uns, den Studierenden der Privatuniversitäten?
    Wir wollen auch gehört werden?
    Es werden im öffentlichen Fernsehen Diskussionen über die Situation der Universitäten ausgestrahlt. Wird dazu aber jemals ein Studierendenvertreter einer privaten Universität eingeladen?
    Keiner fragt uns, die wir eigentlich von alldem profitieren sollten, die aber unter der Ignoranz der Politik leiden. Wir wollen gehört werden! (Leser-Kommentar, Sebastian Aigner, derStandard.at, 20.9.2011)